Am 2. Oktober 1990 endete ein Kapitel deutscher Geschichte, das vier Jahrzehnte lang den Alltag und das politische Leben in der DDR geprägt hatte. Am Vorabend der staatlichen Einheit fand in Ost-Berlin ein Festakt mit Beethovens 9. Symphonie statt – ein Werk, das wie kaum ein anderes für die Sehnsucht nach Freiheit und Brüderlichkeit steht. Zugleich trat die Volkskammer ein letztes Mal zusammen und beendete ihre Arbeit, während die diplomatischen Beziehungen der DDR zu 135 Staaten und sogenannten „Befreiungsorganisationen“ offiziell ausliefen. Auch die Ständigen Vertretungen in Ost-Berlin und Bonn schlossen ihre Türen.
Symbolträchtig war an diesem Tag ebenso die Auflösung der Nationalen Volksarmee, die über Jahrzehnte ein zentrales Machtinstrument des SED-Staates gewesen war. Mit diesem Schritt vollzog sich endgültig der Übergang zu einer gesamtdeutschen Sicherheitsarchitektur.
Der 2. Oktober 1990 zeigt, dass Einheit nicht nur ein Fest der Freude, sondern auch ein Tag des Abschieds war – Abschied von Institutionen, Strukturen und internationalen Bindungen, die den Alltag vieler Menschen bestimmt hatten. Aus der Vielfalt von Erfahrungen und Erinnerungen dieser Zeit entstand das vereinte Deutschland, das wir heute weiter gestalten.
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