Alle Berlinerinnen und Berliner haben ein Recht auf Sport. Da die Berlinerinnen und Berliner dieses Recht schon lange in Anspruch nehmen, ist der Sport in der Stadt Berlin so divers wie ihre Bevölkerung. Diese Heterogenität drückt sich in vielen Facetten aus. Es gibt kaum eine Sportart, für die es in Berlin keinen Verein gibt. Kaum eine Bewegungsform, die nicht in irgendeinem Park der Großstadt praktiziert wird. Wenn man möchte, kann man genau die sportliche Betätigung finden, die zu einem passt.
Zur langen sportlichen Geschichte und Gegenwart Berlins gehört auch das queere Sporttreiben. Selbstverständlich waren queere Menschen schon immer Teil des Sportes. Für Sporttreibende mag der Gedanke, Teammitglieder oder Trainingspartner aus sexuellen Gründen auszuschließen, völlig abwegig sein. Für Diskriminierung ist bei Sportbegeisterten kein Platz. In der Vergangenheit war diese Selbstverständlichkeit aber eine andere.
An wie viele queere Spitzensportlerinnen und Spitzensportler aus den 70er oder 80er Jahren können Sie sich erinnern? Wahrscheinlich fallen Ihnen nicht besonders viele ein. Homosexualität wurde noch bis 1992 von der WHO als Krankheit geführt. Es verwundert also nicht, wenn queere Sportlerinnen und Sportler lieber ungeoutet in der Öffentlichkeit Sport treiben wollten. Auch in Berlin waren Sportlerinnen und Sportler homophober Diskriminierung ausgesetzt. Um dieser zu entgehen und trotzdem sichtbar dem Sport nachgehen zu können, gründeten Lesben und Schwule Ende der 80er Jahre eigene Sportvereine. Gedacht waren Vereine wie „Vorspiel SSL Berlin e.V.“ oder „Seitenwechsel Sportverein für FrauenLesbenTrans*Inter* und Mädchen e.V.“ als sichere Orte des Sporttreibens ohne Diskriminierung.
Heute hat sich die Situation in Berlin geändert. Queere Vereine sind schon lange nicht mehr nur Schutzraum für Sporttreibende, sondern auch fester Bestandteil im Landessportbund Berlin (LSB). Unabhängig von Sexualität oder Geschlecht kann jeder Mitglied werden und an regulären Wettkämpfen teilnehmen.
Trotzdem bestehen auch heute noch viele Probleme für queere Sporttreibende. Ob in Stadien oder am Spielfeldrand eines Jugendfußballspiels: häufig hört man homophobe Sprüche oder frauenfeindliche Bemerkungen. Es sind Äußerungen die gerade für junge Sportlerinnen und Sportler beunruhigend wirken können. Homophobe Äußerungen erzeugen im Bewusstsein junger Sporttreibender ein negatives Bild von Homosexualität. Die Findung und Akzeptanz eigener Identität werden durch solche unbedachten Kommentare stark erschwert und können Jugendliche in Krisen stürzen.
Im Profisport gibt es scheinbar immer noch weniger queere Menschen, als statistisch wahrscheinlich ist. Auch hier wägen Sportlerinnen und Sportler ab, ob ein Outing ihrer Karriere schaden könnte. Geoutete berichten seltener über homophobe Mitspielerinnen und Mitspieler, als über die Angst vor den Reaktionen ihrer Fans.
Was sich in Berlin ändern muss:
Im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten ist Berlin toleranter geworden. Das gilt auch für den Sport. Trotzdem ist es noch immer nicht genauso einfach Sport zu treiben für queere Menschen wie für heterosexuelle Menschen. Helfen könnte hier eine Sensibilisierung von Trainerinnen und Trainern sowie von Sportlehrkräften. Die Auseinandersetzung mit queeren Themen und Problematiken im Sport könnte Pflicht werden bei der Absolvierung der Trainerlizenz. Besonders Sportlehrkräfte, die von queeren Themen mehr als andere Lehrkräfte berührt werden und das Sporttreiben von zukünftigen Leistungs- und Breitensportlern beeinflussen, sollten wie Trainerinnen und Trainer in ihrer Ausbildung mit queeren Themen konfrontiert werden.
Bis bald,
Euer Dennis Buchner
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