150 Jahre organisierter Sozialismus – Erinnerung, Auftrag und Zukunft

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„Die Gründung der SAP war ein Akt des Mutes – gegen soziale Ungleichheit und politische Repression. 150 Jahre später bleibt ihr Erbe unser Auftrag: für eine gerechtere Gesellschaft, für Demokratie, für Solidarität.“

Heute vor genau 150 Jahren, am 22. Mai 1875, schlossen sich in Gotha zwei große Strömungen der deutschen Arbeiterbewegung zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zusammen: Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, gegründet unter anderem von August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Es war die Geburtsstunde einer Partei, die heute als SPD unser Land mitgeprägt hat wie kaum eine andere.

Als Mitglied des Vorstands des August Bebel Instituts erfüllt mich dieser Tag mit Demut – aber auch mit Stolz. Die Gründung der SAP war ein Akt des Mutes in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Ungleichheit. Die Partei kämpfte von Beginn an für bessere Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter, für politische Mitbestimmung, soziale Gerechtigkeit und demokratische Rechte.

Diese Ziele waren dem preußischen Obrigkeitsstaat ein Dorn im Auge. Reichskanzler Otto von Bismarck reagierte mit dem sogenannten Sozialistengesetz von 1878, das die Parteiarbeit massiv einschränkte – faktisch ein Parteiverbot. Und doch: Die sozialistische Bewegung ließ sich nicht unterdrücken. Ihre Vertreter saßen weiterhin im Reichstag, sie organisierten sich im Untergrund, sie hielten die Idee einer gerechten Gesellschaft am Leben – und sie gewannen die Herzen und Stimmen der Menschen.

Aus diesem historischen Erbe erwächst für uns ein klarer Auftrag: Sozialdemokratische Politik ist keine Verwaltung des Bestehenden, sondern ein ständiger Kampf für Fortschritt – sozial, demokratisch, gerecht. Auch im Jahr 2025 stehen wir vor großen Aufgaben: Die Spaltung zwischen Arm und Reich, die Transformation der Arbeitswelt, die Stärkung der Demokratie gegen rechte Bedrohungen – all das braucht entschlossene, progressive Politik.

Gerade in Zeiten, in denen sich demokratische Errungenschaften nicht mehr selbstverständlich behaupten, brauchen wir die Kraft der Erinnerung. Die Gründung der SAP war nicht nur ein organisatorischer Zusammenschluss – sie war ein Signal: Wir sind viele. Wir sind organisiert. Und wir geben die Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft nicht auf.

Der Geist von Gotha lebt weiter – in jeder Debatte über faire Löhne, über Bildungsgerechtigkeit, über Teilhabe. Und er lebt weiter in einer Partei, die auch 150 Jahre nach dieser Gründung nicht vergessen hat, wo sie herkommt – und warum sie gebraucht wird.

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