Am heutigen Tag jährt sich der letzte Tagebucheintrag von Anne Frank zum 81. Mal. Am 1. August 1944 schrieb das 15-jährige jüdische Mädchen ein letztes Mal in ihr Tagebuch – wenige Tage, bevor sie und ihre Familie von der Gestapo entdeckt, verhaftet und deportiert wurden. Anne Frank stirbt im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen – eines von sechs Millionen Opfern der Shoah.
In ihrem letzten Eintrag schreibt Anne:
“[Ich] suche dauernd nach einem Mittel, um so zu werden, wie ich gern sein würde und wie ich sein könnte, wenn… wenn keine anderen Menschen auf der Welt leben würden.”
Dieser Satz berührt mich – als Mensch, als Demokrat und als Abgeordneter – bis heute tief. Er zeigt eine junge Frau, die sich selbst reflektiert, die kämpft mit den Zwängen einer unmenschlichen Welt und mit der Unfreiheit, die ihr durch Verfolgung, Angst und Enge auferlegt wird. Sie schreibt über Sehnsucht nach Selbstbestimmung – in einer Zeit, in der Millionen Menschen entrechtet, verfolgt und ermordet wurden, weil sie Juden waren.
Anne Frank steht exemplarisch für unzählige Kinder und Jugendliche, die von den Nationalsozialisten entrechtet, entreißt und ermordet wurden. Sie wurde zum Symbol für das Menschliche in unmenschlichen Zeiten – nicht weil sie das wollte, sondern weil ihre Worte bis heute kraftvoll über das Grauen hinauswirken.
Als Sozialdemokrat stehe ich für ein demokratisches, vielfältiges und menschenfreundliches Berlin – und gegen jeden Antisemitismus, Rassismus oder Nationalismus, gleich in welcher Gestalt. Gerade in einer Zeit, in der antisemitische Übergriffe zunehmen und rechtspopulistische Kräfte unsere Erinnerungskultur infrage stellen, ist es unsere gemeinsame Aufgabe, klar Stellung zu beziehen.
Anne Frank hat uns keine politischen Forderungen hinterlassen – sie hat geschrieben, gedacht, gehofft. Aber aus ihren Worten erwächst ein Auftrag: Erinnerung darf niemals enden. Und Verantwortung ist niemals abgeschlossen.
Wir müssen gedenken, aufklären und handeln – jeden Tag.
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