Tag für Tag landen in Deutschland tonnenweise unverdorbene, genießbare Lebensmittel in den Mülleimern von Haushalten, Einzelhandel, Restaurants und Industrie. Statistisch gesehen wirft jede_r Deutsche pro Jahr 82 kg Lebensmittel weg – in etwa zwei vollgepackte Einkaufswagen. Diese Menge zu reduzieren ist das erklärte Ziel von Initiativen im Bereich des Food-Sharing oder Food-Saving (Deutsch: Essen teilen/retten), die inzwischen überall in Deutschland zu finden sind. Auch in Berlin sind zahlreiche Aktivist_innen regelmäßig auf Rettungsmission. Nach einer Anmeldung und Überprüfung erhalten sie einen Ausweis als “Essensretter”, der sie zur Abholung von Lebensmitteln berechtigt, die andernfalls in den Mülltonnen der teilnehmenden Geschäfte oder Restaurants landen würden. Stattdessen werden sie von den ehrenamtlichen Helfer_innen zu sogenannten Fairteilerstationen geliefert, die von den Freiwilligen überdies regelmäßig gereinigt werden. An diesen frei zugänglichen Orten können die Lebensmittel dann abgeholt und so vor dem Wegwerfen bewahrt werden. In Berlin existierten beispielsweise 22 öffentliche Kühlschränke zur Aufbewahrung und zum Weiterverteilen geretteter Lebensmittel – seit vergangener Woche sind es nur noch 21.
Der Pankower Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU) ordnete die Schließung des Kühlschranks in der Senefelder Straße im Prenzlauer Berg an: “Die öffentlichen Kühlschränke entsprechen nicht den gesetzlichen Bestimmungen für die Sicherheit von Lebensmitteln“, so Kühne unter Verweis auf Hygienevorschriften und mangelnde Beobachtung der Fairteilerstationen. Der Vorsitzende des Foodsharing e.V., Valentin Thurn, kommentiert dies in einem Beitrag der Berliner Zeitung wie folgt: „So etwas hat es bundesweit noch nicht gegeben“ – eine wenig erfreuliche Vorreiterrolle für Pankow. Immerhin hat der Bezirksstadtrat Kühne den Aktivist_innen nach öffentlicher Kritik ein Gesprächsangebot untebreitet, das zur Kompromissfindung dienen soll.
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