
Ein Berliner Ort der Freiheit: Zum Jahrestag der Gründung des RIAS
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann in Berlin nicht nur der Wiederaufbau der Stadt, sondern auch ein neues Kapitel unabhängiger Medien. Im Herbst 1945 entstand im amerikanischen Sektor ein Radiosender, der bald zu einer unverzichtbaren Stimme für viele Menschen in Ost und West wurde. Von Beginn an verstand sich der RIAS als Plattform, die frei berichten und Orientierung geben wollte – ein Gegenmodell zu den durch politische Einflussnahme gesteuerten Programmen jener Zeit.
Über Jahrzehnte hinweg wurde der Sender für unzählige Bürgerinnen und Bürger der DDR zu einer wichtigen Informationsquelle. Er bot Zugang zu Nachrichten, die nicht gefiltert oder politisch vereinnahmt waren, und prägte damit das Bewusstsein für demokratische Werte weit über die Grenzen West-Berlins hinaus.
Dass der RIAS auch Persönlichkeiten hervorgebracht hat, die später die Politik der Bundesrepublik wesentlich mitgestalteten, zeigt das Beispiel Egon Bahr. Er begann seinen beruflichen Weg als Journalist und Redakteur beim Sender, bevor er in der SPD zur zentralen Figur der Entspannungspolitik wurde. Sein Übergang vom politischen Journalismus zur gestaltenden Politik steht symbolisch für die Kraft eines freien Rundfunks: Er schafft Räume, die kritisches Denken fördern und gesellschaftliches Engagement ermöglichen.
Mit der Neuordnung der deutschen Rundfunklandschaft nach der Wiedervereinigung ging der RIAS schließlich in einer gemeinsamen öffentlich-rechtlichen Struktur auf. Doch sein Erbe wirkt bis heute: Er erinnert uns daran, wie wertvoll unabhängige Medien für eine lebendige Demokratie sind – damals wie heute.
Mit den Veränderungen im wiedervereinigten Deutschland erhielt auch die Rundfunklandschaft eine neue Struktur. Anfang der 1990er-Jahre wurde der traditionsreiche Sender in ein neues öffentlich-rechtliches Gefüge überführt: 1994 ging der RIAS gemeinsam mit dem Deutschlandfunk und dem Deutschlandsender Kultur in einer gemeinsamen Institution auf, aus der das heutige Deutschlandradio hervorging. Damit blieb das mediale Erbe des Senders erhalten und konnte in modernisierter Form fortgeführt werden.
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