
Am 17. Juni 1953 erhoben sich in der damaligen DDR hunderttausende Bürgerinnen und Bürger – Arbeiter, Intellektuelle, junge Menschen und ältere Generationen – gegen die Unterdrückung durch das SED-Regime. Es war ein mutiger Akt des zivilen Widerstands, geboren aus wachsendem Unmut über politische Repression, wirtschaftliche Härten und eine Führung, die immer weiter von den Lebensrealitäten der Menschen entfernt war.
Was als Protest gegen verschärfte Arbeitsnormen begann, entwickelte sich rasch zu einem landesweiten Aufschrei nach Freiheit: Freie und geheime Wahlen, die Wiedervereinigung Deutschlands und die Absetzung von Walter Ulbricht waren zentrale Forderungen der Demonstrierenden. Es war der erste große Aufstand gegen das autoritäre System der DDR – getragen vom Wunsch nach Selbstbestimmung und Menschenwürde.
Die Antwort der Machthaber ließ nicht lange auf sich warten. Die sowjetische Besatzungsmacht rief den Ausnahmezustand aus, Panzer rollten durch ostdeutsche Städte, und der Protest wurde brutal niedergeschlagen. Viele mutige Frauen und Männer verloren ihr Leben, noch mehr wurden verhaftet oder verfolgt. Doch ihr Einsatz war nicht vergebens.
Der 17. Juni bleibt ein Datum, das uns mahnt und zugleich inspiriert. Er steht für den ungebrochenen Wunsch nach Freiheit, der auch in einer Diktatur nicht zum Schweigen gebracht werden kann. Er erinnert uns daran, dass Demokratie kein Geschenk ist, sondern täglich verteidigt werden muss – gegen Gleichgültigkeit, gegen autoritäre Tendenzen, gegen das Vergessen.
In der alten Bundesrepublik wurde der 17. Juni jahrzehntelang als “Tag der Deutschen Einheit” begangen. Er war ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen im Osten unseres Landes, deren Sehnsucht nach Demokratie wir teilten. Auch wenn seit 1990 der 3. Oktober unser Nationalfeiertag ist, darf der 17. Juni nicht in Vergessenheit geraten.
Gerade in Zeiten, in denen autoritäre Ideologien in Europa wieder Zulauf erhalten und demokratische Errungenschaften unter Druck geraten, ist das Gedenken an diesen Tag wichtiger denn je. Als Demokrat und Berliner bin ich den mutigen Menschen von 1953 zu tiefem Dank verpflichtet. Ihr Erbe ist unser Auftrag: Eine freie, gerechte und geeinte Gesellschaft zu erhalten und zu stärken.

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