Erinnerung an die gesamtdeutsche Olympiamannschaft von 1956

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Am 22. September 1956 geschah in Weimar etwas, das heute fast unglaublich wirkt: Vertreter der Nationalen Olympischen Komitees der DDR und der Bundesrepublik Deutschland verständigten sich darauf, eine gemeinsame Mannschaft für die Olympischen Sommerspiele aufzustellen. Nur zwei Monate später traten Athletinnen und Athleten aus beiden Teilen Deutschlands bei den Spielen in Melbourne an – ein starkes Zeichen in einer Zeit, in der die politischen Gegensätze schon spürbar waren.

Dass Sportlerinnen und Sportler aus Ost und West damals Seite an Seite antraten, war keineswegs selbstverständlich. Hintergrund war, dass das Internationale Olympische Komitee zunächst ausschließlich das westdeutsche NOK anerkannte. Erst 1955 wurde das ostdeutsche Pendant provisorisch aufgenommen. IOC-Präsident Avery Brundage setzte schließlich die Idee einer gesamtdeutschen Mannschaft durch – eine Lösung, die sportlich wie politisch nicht unumstritten war, aber ein einmaliges Kapitel in der olympischen Geschichte eröffnete.

Die Konkurrenz um die Teilnahmeplätze war hart, doch die sportlichen Erfolge blieben nicht aus. So holte etwa die Schwimmerin Eva-Maria ten Elsen als erste Athletin aus der DDR eine olympische Medaille. Auch bei den Winterspielen in Cortina d’Ampezzo 1956, den Sommerspielen in Rom 1960 sowie den Spielen in Innsbruck 1964 gingen gemeinsame Teams an den Start.

Mit den Olympischen Spielen 1968 endete dieses Kapitel endgültig. Der Bau der Berliner Mauer hatte die deutsche Teilung längst manifestiert, und fortan traten die Bundesrepublik und die DDR mit getrennten Mannschaften an.

Die gesamtdeutsche Olympiamannschaft bleibt bis heute ein Symbol dafür, dass der Sport Brücken schlagen kann, selbst in Zeiten größter politischer Spannungen. Gerade in der heutigen Welt, in der wir erneut erleben, wie Sport und Politik aufeinanderprallen, lohnt sich der Blick zurück auf diese besondere Phase unserer Geschichte.

Zum Glück sind diese Zeiten der Spaltung vorbei.

Bildquelle: Sportschau

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