Heute vor 92 Jahren, am 23. März 1933, hielt Otto Wels, Vorsitzender der SPD, eine Rede, die als eine der bemerkenswertesten und mutigsten in die deutsche Geschichte eingegangen ist.
Inmitten eines von Nationalsozialisten dominierten Reichstags, unter massiver Bedrohung und Einschüchterung, war er der einzige, der sich gegen das Ermächtigungsgesetz stellte – ein Gesetz, das Hitler und seinen Anhängern die volle Macht übertrug und das Ende der Weimarer Republik besiegelte.
„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ Diese Worte Otto Wels‘ hallen bis heute nach. Sie stehen für die unerschütterliche Haltung der Sozialdemokratie, für die Verteidigung der Demokratie gegen Tyrannei und Diktatur. Während die Kommunisten bereits verboten und viele ihrer Abgeordneten verhaftet waren, blieb die SPD die einzige Partei, die geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz stimmte.
Als Berliner Sozialdemokrat und Vizepräsident des Abgeordnetenhauses empfinde ich es als unsere Pflicht, an Otto Wels und seinen mutigen Widerstand zu erinnern. Gerade in Zeiten, in denen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erneut unter Druck geraten, in denen populistische und antidemokratische Kräfte Zulauf erhalten, muss die Erinnerung an Menschen wie Otto Wels wachgehalten werden. Sie zeigen uns, was es bedeutet, Haltung zu bewahren – auch wenn der Preis dafür hoch ist.
Berlin war und ist eine Stadt der Demokratiebewegung. Otto Wels selbst wirkte viele Jahre hier, kämpfte für soziale Gerechtigkeit und gegen den Faschismus. Es liegt an uns, sein Vermächtnis zu bewahren und weiterzutragen. Demokratische Werte sind keine Selbstverständlichkeit – sie müssen jeden Tag aufs Neue verteidigt werden.
Wir gedenken Otto Wels nicht nur als herausragenden Politiker, sondern auch als Symbol für den Mut, sich einer übermächtigen Bedrohung entgegenzustellen. Möge seine Stimme, die sich damals gegen das Unrecht erhob, uns immer daran erinnern, dass es sich lohnt, für Demokratie, Freiheit und Menschenwürde einzustehen.
Wer für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und demokratische Grundwerte eintritt, sieht sich auch im 21. Jahrhundert Bedrohungen ausgesetzt. Das Schicksal von Otto Wels lehrt uns, dass der Kampf für die Demokratie nie endet – und dass wir uns niemals dem Druck von Autokraten beugen dürfen.
Bitte hinterlasse eine Antwort