„Frieden ist keine Selbstverständlichkeit“ – Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945

Kategorie: Allgemein | 0

Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa – ein Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, der millionenfaches Leid über Europa gebracht hatte. In diesem Jahr jährt sich das Kriegsende zum 80. Mal. Acht Jahrzehnte – und doch scheint die Erinnerung aktueller denn je.

Als Vizepräsident des Abgeordnetenhauses von Berlin empfinde ich es als besondere Verantwortung, an diesem Tag innezuhalten. Die Trümmer der Geschichte liegen in dieser Stadt noch immer sichtbar unter dem Asphalt, in den Denkmälern und Mahnmalen, aber auch in den Geschichten unserer Eltern und Großeltern. Berlin war Kulisse und Zentrum des Untergangs – aber auch ein Ort des Neuanfangs.

Der 8. Mai ist ein Tag der Mahnung.
Er mahnt uns, wohin Nationalismus, Rassismus und autoritäres Denken führen können. Er erinnert uns daran, dass Demokratie, Freiheit und Frieden keine Selbstverständlichkeiten sind – sie wurden erkämpft und müssen immer wieder verteidigt werden. Der 8. Mai ist deshalb kein Tag zum Vergessen, sondern zum Erinnern – und zum Handeln.

Heute sehen wir, wie zerbrechlich Frieden sein kann.
Während wir der Befreiung von 1945 gedenken, tobt in Europa wieder ein Krieg. Der russische Angriff auf die Ukraine zeigt auf dramatische Weise, dass autoritäre Regime erneut bereit sind, Grenzen mit Gewalt zu verschieben und demokratische Ordnungen zu zerstören. Geschichte wiederholt sich nicht eins zu eins – aber sie reimt sich, wie man so sagt.

Deshalb ist der 8. Mai auch ein Aufruf an uns alle: Wir müssen wachsam sein gegenüber denjenigen, die Hass säen, die Gesellschaft spalten oder Minderheiten ausgrenzen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Sprache der Ausgrenzung wieder salonfähig wird – in Parlamenten, auf der Straße oder im Netz.

Erinnerung bedeutet Verantwortung.
Gerade in Zeiten, in denen Zeitzeug:innen weniger werden, liegt es an uns, die Erinnerung wachzuhalten. In Schulen, in Gedenkstätten, in der politischen Bildung. Und wir müssen zugleich dafür sorgen, dass diese Erinnerung nicht museal, sondern lebendig bleibt – als Kompass für unser heutiges Handeln.

80 Jahre nach dem Ende des Krieges dürfen wir nicht nur zurückblicken – wir müssen auch nach vorn schauen. Für eine demokratische, offene Gesellschaft. Für ein Europa des Friedens und der Solidarität. Und für eine Berliner Stadtgesellschaft, die sich ihrer Geschichte bewusst ist und ihre Lehren zieht.

Der 8. Mai ist ein Tag der Befreiung. Er ist aber auch ein Prüfstein für unsere Gegenwart.
Lassen wir uns prüfen – und bestehen wir gemeinsam.

Bildquelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-P054320 / Weinrother, Carl

Bitte hinterlasse eine Antwort