
Am 22. Juli 1922 – also vor mittlerweile 103 Jahren – begann in Leipzig ein Ereignis, das nicht nur sporthistorisch von Bedeutung war: das erste Deutsche Arbeiter-Turn- und Sportfest. Mehr als 100.000 Menschen kamen zusammen, um gemeinsam Sport zu treiben, sich zu begegnen und ein Zeichen für Solidarität, Teilhabe und soziale Gerechtigkeit zu setzen.
Heute, im Jahr 2025, blicken wir mit Respekt und Dankbarkeit auf diesen historischen Meilenstein zurück – nicht aus bloßer Nostalgie, sondern weil seine Botschaft aktueller denn je ist.
Das Sportfest von 1922 war nicht nur eine große Veranstaltung mit Disziplinen von Turnen über Fußball bis Gewichtheben. Es war vor allem ein politischer Akt. Der Arbeiter-Turn- und Sport-Bund hatte nicht einfach ein Event organisiert, sondern ein gesellschaftliches Statement abgegeben: Der Zugang zu Sport, Bewegung und körperlicher Bildung darf nicht vom sozialen Status abhängen.
Damals wie heute gilt: Sport ist ein Ort der Begegnung, des Miteinanders und der Demokratie.
Das 1. Arbeiter-Turn- und Sportfest war ein bewusstes Gegenmodell zur elitären und militaristisch geprägten Sportkultur des Kaiserreichs. Es war ein Fest der Selbstermächtigung der arbeitenden Bevölkerung – ein Fest der Hoffnung.
Als sportpolitischer Sprecher der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus sehe ich es als unsere Aufgabe, diesen Geist ins Heute zu tragen. Denn auch im 21. Jahrhundert erleben wir, wie Teilhabe im Sport keine Selbstverständlichkeit ist. Finanzielle Hürden, fehlende Infrastruktur, Diskriminierung und wachsende soziale Spaltung gefährden die integrative Kraft des Sports.
Deshalb setzen wir uns in Berlin für eine konsequente Förderung des Breitensports ein: für sanierte Sportanlagen, mehr Bewegungsräume in der Stadt, eine faire Bezahlung von Trainerinnen und Trainer und die Stärkung ehrenamtlicher Strukturen. Der Sport darf kein exklusives Angebot sein – er ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge.
Dass 1922 sogar internationale Gäste – etwa aus Frankreich und Finnland – am Fest teilnahmen, war ein starkes Zeichen für Frieden und Völkerverständigung. Gerade in Zeiten globaler Konflikte und gesellschaftlicher Spaltung erinnert uns das Leipziger Fest daran: Sport kann verbinden, wo Politik oft trennt.
Wir sollten dieses historische Vermächtnis ernst nehmen. Nicht, um in der Vergangenheit zu leben – sondern um unsere Gegenwart im Sinne von Solidarität, Gerechtigkeit und Gemeinschaft aktiv zu gestalten.
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