
Als Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin möchte ich heute – im Bewusstsein unserer gemeinsamen Geschichte – an zwei bedeutsame Ereignisse aus dem Jahr 1989 erinnern, die wesentlich zur Überwindung der Teilung und zur Öffnung der Berliner Mauer beigetragen haben.
1989 war ein Jahr des Mutes, der Hoffnung und der Veränderung. Zwei Ereignisse dieses historischen Jahres stehen sinnbildlich für den Weg zur Freiheit und zur Wiedervereinigung Deutschlands: die Ausreise der Prager Botschaftsflüchtlinge und die große Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz.
Als im Herbst 1989 tausende Menschen Zuflucht in der Prager Botschaft suchten, machten sie deutlich, dass sie ein Leben in Unfreiheit nicht länger hinnehmen wollten. Ihre Ausreise in die Bundesrepublik wurde zu einem sichtbaren Zeichen für die Risse im System der DDR – und zu einem Hoffnungssignal für viele andere, die auf Veränderung hofften. Am 04. November 1989 konnten ungefähr 6000 Botschaftsflüchtlinge die Botschaft auf direktem Wege in die Bundesrepublik verlassen und ausreisen.
Am selben Tag erhoben sich auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin und auch an anderen Orten der DDR rund eine Million Menschen. In Berlin war es die größte, sogar genehmigte nicht-staatliche Großkundgebung in der Geschichte der DDR – getragen von Mut, Selbstbewusstsein und dem Wunsch nach Demokratie. Hier sprach das Volk mit einer Stimme, friedlich, aber unmissverständlich: Es war Zeit für Wandel.
Beide Ereignisse – die Flucht aus der Botschaft und die Demonstration in der Hauptstadt – waren Meilensteine auf dem Weg zum Fall der Mauer am 9. November 1989. Sie zeigen, dass Veränderung immer dann möglich wird, wenn Menschen gemeinsam für ihre Überzeugungen einstehen.
Für uns Berlinerinnen und Berliner bleibt dieses Vermächtnis Verpflichtung und Inspiration zugleich: Freiheit, Demokratie und Solidarität sind keine Selbstverständlichkeiten. Sie leben davon, dass wir uns jeden Tag aufs Neue für sie einsetzen.
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