Die Berliner Bevölkerungszahl wächst bekanntlich jedes Jahr um etwa eine Kleinstadt. Wir können uns über diesen Zuzug freuen, denn Berlin blühte in der Vergangenheit immer dann am meisten auf, wenn die Migration am stärksten war. Viele derzeitige und zukünftige Aufgaben werden wir besser lösen können, wenn noch mehr Berlinerinnen und Berliner mit anpacken.
Der Zuzug ist aber nicht nur ein Lob für die Attraktivität der Hauptstadt, sondern auch Herausforderung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Alltag merken wir den Zuzug der letzten Jahre unter anderem an einem stärker werdenden Druck auf den Wohnungsmarkt, volleren Straßen und Verkehrsmitteln, volleren Klassenzimmern und auch an einem immer lauter werdenden Ruf nach mehr Sportplätzen und anderen Bewegungsangeboten.
Der LSB Berlin und die Hauptstadt profitieren gemeinsam vom Zuzug. Hatte der LSB Berlin im Jahr 2010 noch 560.834 Mitglieder, so waren es fünf Jahre später bereits 620.348. Im Jahr 2019 hat der LSB Berlin 672.788 Mitglieder: Tendenz steigend. Das Interesse der Berliner Bevölkerung wächst aber nicht nur im organisierten Sport, sondern auch im Freizeitbereich. Der Umstieg vom PKW zum Fahrrad oder das Aufkommen völlig neuer Sportarten sind dafür nur zwei bemerkenswerte Beispiele und auch Ausdruck einer neuen Heterogenität und Individualität der Berlinerinnen und Berliner.
Die höhere Nachfrage nach dem Recht auf Sport stellt die Politik vor große Aufgaben. Die beiden größten lassen sich auf folgende Fragen herunterbrechen: Wie kann trotz Platzmangels in der Innenstadt für ein größeres Angebot an Sportinfrastruktur gesorgt werden? Wie kann auch neuen Sportarten und dem Freizeitsport Platz eingeräumt werden?
Am Stadtrand soll Berlin in den nächsten Jahrzehnten am stärksten weiterwachsen. Hierfür sollen neue Stadtquartiere entstehen. In diesen ist auch immer Platz für Sportanlagen miteinberechnet. Generell lassen sich außerhalb des S-Bahn-Ringes einfacher neue Sportanlagen errichten bzw. bestehende erweitern (Hier Verlinkung zur SGB-Artikel). Am Stadtrand besteht daher weniger Not um die Anzahl an Bewegungsmöglichkeiten, sondern eher um die Unterschiedlichkeit dieser Angebote. In der Regel handelt es sich um Fußballplätze, die vereinsgebunden sind oder um Plätze und Hallen, die im schulischen Kontext genutzt werden und noch nicht alle für den Freizeitsport zur Verfügung stehen. Eine Lösung besteht hier in der Öffnung schulischer Hallen und Plätze für Vereine und für den Freizeitsport. Dafür bedarf es vielerorts noch einer Aufwertung der Anlagen.
Im Innenstadtbereich, wo öffentliches Bauland begrenzt ist und neue Bauvorhaben stark mit dem Wohnungsbau konkurrieren, sind Hallen und Plätze schon in großer Zahl vorhaben, allerdings können sie der Nachfrage nicht mehr gerecht werden. Um auch in Stadtteilen im Ring neue Flächen bauen zu können, muss der Sport um jede Fläche streiten und ggf. muss das Land Berlin teure private Flächen kaufen. Berlin hat Geld, unter anderem auch durch viele neue steuerzahlende Zuzügler. Es muss sich außerdem nach Möglichkeiten umgesehen werden, wie auch ohne neue Sportplätze und Hallen Bewegung erlebt werden kann. Parks und Grünanlagen müssen, wie man es aus Städten wie Barcelona, Tel Aviv oder auch Wien kennt, ganztägig für den Freizeitsport nutzbar sein. Hierzu sollten bestimmte Bereiche mit einfachen Sportgeräten, wie Reckstangen oder ähnlichem, ausgestattet und auch nachts beleuchtet werden. Daneben muss Berlin sein ÖPNV-Angebot so ausbauen, dass zum einen aus der Innenstadt auch Sportanlagen am Stadtrand erreicht werden können und zum anderen ein Umstieg auf das Fahrrad auch außerhalb des Rings möglich wird.
Das alles ist bereits im Gange und wird uns noch viele Jahre begleiten. Ich freue mich auf diese Herausforderungen!
Euer Dennis Buchner
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Wolfgang Markytan
Auch in Wien gibt es viel zu wenige Angebote, wie du beschrieben hast. Nur ganz wenige Ausnahmen stehen als Vorzeigeprojekte da…