Am 19. August 2015 verstarb Egon Bahr – einer der großen Vordenker und Wegbereiter der deutschen Ostpolitik. Heute, zehn Jahre später, erinnern wir uns nicht nur an den Politiker, sondern an einen Menschen, der mit seiner Haltung und seiner Beharrlichkeit Geschichte schrieb.
Mit seiner Devise „Wandel durch Annäherung“ prägte Egon Bahr wie kaum ein anderer die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Er war nicht nur der engste politische Weggefährte Willy Brandts, sondern auch Mitgestalter zentraler Abkommen wie dem Transitabkommen von 1971 und dem Grundlagenvertrag von 1972. Sein diplomatisches Geschick, sein strategischer Weitblick und seine tiefe Überzeugung, dass Verständigung stärker ist als Konfrontation, bleiben bis heute wegweisend.
Egon Bahr war nicht nur Bundespolitiker von Rang, sondern auch ein echter Berliner – im besten Sinne des Wortes. Für seine Verdienste um die Stadt und die deutsch-deutsche Verständigung wurde ihm 2002 die Ehrenbürgerwürde Berlins verliehen. Damit reiht er sich ein in eine Gruppe herausragender Persönlichkeiten, die unsere Stadt und unser Land geprägt haben. Diese Auszeichnung würdigt nicht nur sein politisches Lebenswerk, sondern auch seine tiefe Verbundenheit mit Berlin.
Ich hatte das große Glück, Egon Bahr persönlich begegnen zu dürfen. In den Gesprächen mit ihm spürte man sofort: Hier spricht jemand, der nicht nur Politik gemacht hat, sondern für sie gebrannt hat. Für Frieden, für Verständigung, für ein geeintes Europa.
Gerade in Zeiten globaler Unsicherheiten ist es wichtig, sich an Persönlichkeiten wie Egon Bahr zu erinnern. Sein Vermächtnis verpflichtet uns, weiterhin an einer Politik des Dialogs festzuhalten – und die Lehren der Geschichte nicht zu vergessen.
Egon Bahr fehlt. Aber seine Ideen leben fort.
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