Die Diskussion um die Einrichtung einer zweiten Badestelle in Berlin wirft nicht nur Fragen zur Realisierbarkeit des Projekts auf, sondern offenbart auch die Enttäuschung über das Versagen der aktuellen Zählgemeinschaft aus Grünen, CDU und FDP, die Hoffnungen vieler Bürger in dieser Hinsicht zu erfüllen.
Im Jahr 2023 schien das Projekt der zweiten Badestelle dank der Unterstützung des damaligen Pächters des Strandbads, Alexander Schüller, greifbar nah. Schüller zeigte sich bereit, die Badestelle mit seinen Rettungsschwimmern zu betreuen und ein symbolisches Eintrittsgeld von ein bis zwei Euro zu erheben. Diese pragmatische Herangehensweise schien eine Lösung für ein Problem zu bieten, das den Bürgern Berlins am Herzen liegt: die Überlastung der bestehenden Badestellen und der damit verbundene Mangel an sicheren und zugänglichen Badeplätzen.
Das Projekt, das einst als vielversprechende Lösung und mit viel Tamtam von der aktuellen konservativen Zählgemeinschaft gefeiert wurde, droht in den Untiefen bürokratischer Hürden und finanzieller Engpässe unterzugehen.
Es kommt die große Enttäuschung über die Zählgemeinschaft aus Grünen, CDU und FDP. Die sogenannten Jamaika-Partner hatten das Projekt zwar in ihren Planungen berücksichtigt, doch scheint es, als hätten sie es in Zeiten der Haushaltsnot in Berlin klammheimlich zu den Akten gelegt. Es wirkt, als habe die politische Führung die Dringlichkeit und das Interesse der Bürger an einer zweiten Badestelle nicht ernst genommen. Stattdessen werden finanzielle Engpässe als Vorwand genutzt, um von der eigenen Untätigkeit abzulenken. Die fehlende Transparenz und das Ausbleiben klarer Aussagen zur Umsetzung des Projekts verstärken das Gefühl, dass die Zählgemeinschaft die Wünsche der Bürger ignoriert.
Insgesamt zeigt sich, dass das Projekt der zweiten Badestelle nicht nur an praktischen Hürden, sondern auch am mangelnden politischen Willen der aktuellen Koalition zu scheitern droht. Die Bürger Berlins haben mehr Engagement und Ehrlichkeit von ihren gewählten Vertretern verdient. Die aktuelle Entwicklung lässt jedoch befürchten, dass die zweite Badestelle für lange Zeit ein unerfüllter Wunsch bleiben wird – ein weiteres Beispiel für die Entfremdung der Politik von den Bedürfnissen der Menschen, die sie vertreten soll.
2 Antworten
Saskia Abbas
Sehr geehrter Herr Buchner,
ihr Kommentar vermag die Situation sachlich nüchtern erklären, sehr wünschenswert und dringend vonnöten wäre aber nun lösungsorientiertes und schnelles Handeln der SPD und eben nicht nur Interpretation und Zuschauen.
Ich selbst, (wir trafen uns vor Jahren zum Gepräch zu diesem aktuellen Thema) Petitionseinbringerin ” Beste Kompromisse für die Zukunft des Weißen Sees ” und Vertreterin der Schwimmergruppe vom Weißen See, bitte Sie hiermit dringend um Unterstützung !
Im Oktober sendet ich Ihnen eine Mail mit der Bitte, untenstehendes Anliegen der Anwohner Weißensees und der Linksfraktion zu unterstützen, leider bis jetzt ohne Antwort.
Für eine 2. offizielle Badestelle am Weißen See
versprochen von der SPD, aber dann wieder gecancelt: nun habe ich einen Antrag bei den Linken zur BVV nächste Woche eingereicht !
Bitte drückt die Daumen für alle Weißenseer Wasserratten, die insbesondere täglich im See schwimmen möchten bzw. sich die gestiegenen Strandbadpreise nicht leisten können…
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Linksfraktion in der BVV Pankow von Berlin
Drucksachen
IX. Wahlperiode
Eine zweite offizielle Badestelle am Weißen See
29. Mai 2024
Drs. IX-0920
Das Bezirksamt wird ersucht, zu prüfen, wie das Baden am Weißen See auch für das Kurzbaden ermöglicht werden kann. Insbesondere ist zu prüfen, wie diese Kurzbademöglichkeit für Menschen mit geringem Einkommen umgesetzt werden kann. Dabei ist vor allem die Sicherheit der Badegäste einzubeziehen und wie dadurch der restliche Teil des Sees vor Übernutzung geschützt werden kann. Diese Prüfung ist dem zuständigen Ausschuss zur Diskussion vorzulegen.
Darüber hinaus soll das Bezirksamt Pankow die Strandbadbetreiberin/den Strandbadbetreiber und die Berliner Bäderbetriebe in diesen Prozess einbeziehen.
Einreichende: BV Dr. Jaana Stiller, BV Maria Bigos, BV Maximilian Schirmer
MFG
PS: Danke für Ihre Antwort und aktiven Bemühungen im voraus !
Saskia Abbas
Sehr geehrter Herr Buchner,
Fortsetzung
Die Linksfraktion schreibt:
Eine zweite Badestelle am Weißen See
4. Juni 2024
Die Anzahl an freizugänglichen Badestellen im Bezirk Pankow ist sehr begrenzt. Ein beliebter Ort zur Abkühlung ist für viele Pankowerinnen und Pankower daher der Weiße See. Im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen wurde bereits durch ein Beteiligungsverfahren der enorme Bedarf an Kurzbademöglichkeiten deutlich.
Die einzige legale Bademöglichkeit erfolgt über den Besuch des Strandbads Weißensee. Die Eintrittspreise ermöglichen entweder einen Besuch über den gesamten Tag oder eine kürzere Bademöglichkeit ab 18 Uhr. Diese Rahmenbedingungen grenzen insbesondere Menschen aus, die zu anderen Tageszeiten nur für eine kurze Dauer schwimmen gehen wollen oder müssen.
Dr. Jaana Stiller, sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion Pankow und Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz, Grünanlagen, Spielplätze, Umwelt und Natur, erklärt die Folgen:
„Menschen sind gezwungen – vor allem an heißen Tagen – andere Abkühlungs- und Bademöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Soll heißen: Sie baden wild. Dabei bringen sie sich nicht nur selbst in Gefahr, sondern zerstören auch die Uferbereiche des Weißen Sees.“
Die gehäuften Unfälle und die Auswirkungen des Wildbadens auf die Uferbereiche waren bereits in der letzten Wahlperiode ein Gesprächsthema zwischen dem Bezirksamt und den Betreiber*innen des Strandbads. Leider ohne Ergebnis.
Eine zweite Badestelle könnte Abhilfe schaffen, urteilt Stiller:
„Die Idee könnte sein, eine zweite Badestelle für eine kurze Badedauer und für wenig Geld oder sogar kostenlos zu variablen Öffnungszeiten zu ermöglichen. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass die Sicherheit des Badens im Weißen See erhöht und Kurzbaden für alle erleichtert wird, sondern dass auch der restliche Park und die Uferbereiche entlastet werden.
Der Bedarf an einer Kurzbadestelle am Weißen See ist hoch. Dies darf nicht außer Acht gelassen werden. Darunter darf aber der Park und der See nicht leiden. Für diesen Konflikt wollen wir eine Lösung finden.“
Die Linksfraktion Pankow fordert daher das Bezirksamt Pankow in einem Antrag auf, die Schaffung einer zweiten Badestelle zu prüfen und die Betreiber*innen des Strandbad Weißensee sowie die Berliner Bäderbetriebe in diesen Prozess mit einzubeziehen.
Ich wünsche mir dringend Unterstützung von Seiten der SPD, wie von Ihnen damals versprochen, wo bleibt diese ?