In den letzten Jahren hat die digitale Gewalt gegen Spitzensportler in den sozialen Netzwerken ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Sportlerinnen und Sportler, die durch ihre Erfolge eigentlich Vorbilder sein sollten, werden zunehmend zur Zielscheibe von Hasskommentaren, Bedrohungen und menschenverachtender Hetze. Ob antisemitisch, rassistisch oder homophob – die Angriffe sind vielfältig und zielen darauf ab, Persönlichkeiten öffentlich zu demütigen und ihre Leistungen zu untergraben. Dies ist nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern stellt auch eine politische Herausforderung dar, der wir uns dringend annehmen müssen.
Als sportpolitischer Sprecher der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus bin ich der festen Überzeugung, dass es Aufgabe der Politik ist, sich aktiv gegen diese Entwicklungen zu stellen. Der Artikel in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift des Weißen Rings zeigt eindringlich, wie weit verbreitet und tief verankert digitale Gewalt im Netz mittlerweile ist. Spitzensportler wie der ehemalige Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, die Fußballerinnen Svenja Huth und Sharon Beck oder der Eishockeyspieler Moritz Müller sind nur einige prominente Beispiele für die massive Bedrohungslage, der Sportler tagtäglich ausgesetzt sind.
Warum trifft es Sportler besonders?
Sportlerinnen und Sportler stehen als öffentliche Personen im Zentrum des gesellschaftlichen Interesses. Sie repräsentieren Teams, Länder oder Ideale und werden von Millionen Menschen bewundert. Doch diese Sichtbarkeit bringt auch Schattenseiten mit sich: Die Anonymität des Internets ermöglicht es Nutzern, ihre Hassbotschaften ohne direkte Konsequenzen zu verbreiten. Ob Sieg oder Niederlage, jede Situation scheint von Hatern genutzt zu werden, um Frustration, Vorurteile und Hass zu verbreiten. Das Beispiel des DFB und der rassistischen Kommentare gegenüber jungen U17-Spielern während der Weltmeisterschaft in Indonesien zeigt deutlich, wie tief dieses Problem in den Strukturen des Sports verwurzelt ist.
Die sportlichen Verbände haben in den letzten Jahren Schritte unternommen, um auf diese Bedrohungen zu reagieren, wie die Zusammenarbeit des Deutschen Fußball-Bundes mit der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) zeigt. Doch diese Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus. Die enorme Anzahl von Hasskommentaren – allein bei der Fußball-EM und den Olympischen Spielen wurden tausende strafrechtlich relevante Vorfälle gemeldet – verdeutlicht die Dringlichkeit des Problems.
Politisches Handeln als Notwendigkeit
Es ist klar: Die Bekämpfung von Hassrede im Netz darf nicht allein den Sportverbänden oder den betroffenen Athleten überlassen werden. Hier ist die Politik gefragt, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und durchzusetzen. Das Internet darf kein rechtsfreier Raum bleiben.
Es bedarf nicht nur der Verschärfung bestehender Gesetze zur Ahndung von Cybermobbing und digitaler Gewalt, sondern auch der Schaffung präventiver Maßnahmen. Besonders in der Prävention sehen wir Sozialdemokraten großes Potenzial. Programme zur Medienkompetenz müssen verstärkt werden, sowohl in Schulen als auch im Breitensport. Denn nur wer versteht, wie die Mechanismen digitaler Gewalt funktionieren, kann sich auch wirksam dagegen wehren.
Zudem müssen die Strafverfolgungsbehörden besser ausgestattet und auf die speziellen Herausforderungen der digitalen Gewalt vorbereitet werden. Hierzu gehört die Schulung von Ermittlern, um Hasskommentare schneller und effektiver aufzuspüren und zur Anklage zu bringen. Ebenso braucht es enge Kooperationen zwischen den Sportverbänden, der Politik und den Tech-Unternehmen, um Plattformen wie X (ehemals Twitter) oder Instagram stärker in die Verantwortung zu nehmen. Die derzeitigen Lösch- und Meldeverfahren sind oft zu langsam und wenig wirksam.
Fair Play auch im Netz
Wir alle wissen, dass Sport auf Fair Play beruht. Dies muss auch für die digitale Welt gelten. Der respektvolle Umgang mit anderen Menschen – ob auf dem Platz oder in den sozialen Netzwerken – ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander. Sport lebt von Emotionen, aber diese dürfen nicht als Rechtfertigung für Hass und Hetze herangezogen werden.
Deshalb ist es unsere Aufgabe als Politiker, Sportlerinnen und Sportler nicht nur durch Gesetze zu schützen, sondern auch durch einen gesellschaftlichen Diskurs, der klarstellt, dass Hetze und Gewalt – in welcher Form auch immer – keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Es geht um den Schutz der Menschenwürde, und dieser Schutz muss auch im digitalen Raum gelten.
Fazit
Die Zunahme digitaler Gewalt gegen Sportler ist ein Spiegelbild größerer gesellschaftlicher Herausforderungen. Als sportpolitischer Sprecher der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus setze ich mich dafür ein, dass wir auf allen Ebenen – rechtlich, politisch und gesellschaftlich – entschieden gegen diese Form der Gewalt vorgehen. Spitzensportler verdienen unseren Respekt und unsere Unterstützung, und es liegt an uns, eine Gesellschaft zu formen, in der Hass keinen Platz hat – weder auf dem Spielfeld noch im digitalen Raum.
Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen. Fair Play endet nicht an der Seitenlinie, sondern muss auch im Netz gelebt werden. Gemeinsam können wir diese Herausforderung meistern und den Sport zu dem machen, was er sein sollte: ein Ort der Freude, des Zusammenhalts und des gegenseitigen Respekts.
Mehr zum Thema auf der Webseite bzw. im Magazin des Weißer Ring:
Bitte hinterlasse eine Antwort