Heute wäre die Blankenburgerin Marie Grünberg 116 Jahre alt geworden. In Pankow ist sie Namensgeberin einer Straße im östlichen Blankenburg. In der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem Yad Vashem gilt sie seit 1984 als „Gerechte unter den Völkern“.
Marie Grünberg kam Ende der 20er Jahre nach Berlin und lernte hier den jüdischen Ladenbesitzer Kurt Grünberg kennen, den sie 1930 heiratete. Trotz der Herabwürdigung ihrer Partnerschaft durch die Nationalsozialisten als „Mischehe“ lebten sie auch nach 1933 gemeinsam in einer Wohnung in Mitte und in einem Sommerhaus in der Ziegelstraße 30 in Blankenburg.
Während der Pogromnacht 1938 wurde Kurt Grünberg in das KZ Sachsenhausen gebracht und dort wie viele andere „unerwünschte Personen“ schwer misshandelt. Zu Weihnachten wurde er krank und verwundet entlassen. Seinen Laden in Weißensee musste er an sogenannte „Arier“ abgeben und sich zur Zwangsarbeit verpflichten. Dank des Gemüse- und Obstanbaus in Blankenburg konnte sich das Ehepaar mit Nahrungsmitteln versorgen. In den folgenden Jahren verschlimmerten sich die Lebensbedingungen für jüdische Berliner stetig. Die Angst vor einer erneuten Verschleppung war ständiger Begleiter.
Am 27.02.1941 fand die sogenannte „Fabrikaktion“ statt. Dabei wurden die letzten 11.000 jüdischen Berliner festgenommen. Diese waren bis dahin „verschont“ geblieben, da sie als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden oder Ehepartner in einer „Mischehe“ waren. 9.000 von ihnen wurden direkt nach Theresienstadt und in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Gegen die Verhaftungen gingen etwa 2.000 Berliner auf die Straße, von denen die meisten Ehefrauen der Gefangenen waren und forderten die Freilassung. Der „Rosenstraße-Protest“ war der größte Protest während der Herrschaft der Nationalsozialisten. Tatsächlich gelang es, die Ehepartner zu befreien.
Marie und Kurt Grünberg versteckten fortan vier Personen, die der Verhaftung entkommen waren und deren Entdeckung zum Tode geführt hätte. Nachdem die Wohnung des Ehepaars in Mitte ausgebombt worden war, mussten alle sechs im kleinen Sommerhaus in Blankenburg unterkommen. Marie Grünberg musste mit nur zwei Lebensmittelkarten und dem eigenen Obst und Gemüse alle sechs Leute versorgen.
Kurz vor dem Ende des Krieges wurde Kurt Grünberg erneut in das KZ Sachsenhausen deportiert. Er überlebte, blieb aber bis zu seinem Tod schwer krank. Marie Grünberg überlebte den Krieg, ebenso wie die vier Personen, die sie versteckte, versorgte und rettete: Martin Grünberg, Oskar Ostaszewer, Gertrud Dobrin und Richard Klindzahn.
Der Runde Tisch Blankenburg setzte sich 2016 für eine Umbenennung der “Straße 46” in “Marie-Grünberg-Straße” ein. Trotz des Protestes von Anwohnern trägt die Straße, in deren Nähe das Sommerhaus der Grünbergs steht, heute ihren Namen und erinnert an ihren selbstlosen und mutigen Einsatz für das Leben von Menschen.
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